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Gardasee ist zu voll, Hawaii zu teuer...
Der Mai 2001 war schon längere Zeit vorbei und mit ihm der letzte Urlaub, den ich gemeinsam mit meiner Frau Verena, Gunnar, Tosten und der
dazugehörigen Freundinn bzw. Frau, Ivonne und Antje, auf Rhodos verbrachte. Dies war eigentlich auch das letzte Mal, dass ich richtig ausgiebig gesurft bin, wenn man von den sehr seltenen und kurzen Surftagen
im heimischen Thräna, meinem Homespot, einmal absieht. Mein 30. Geburtstag Anfang August, war gemeinsam mit Freunden und Familie gefeiert und der finanzielle Erlös dieses Events ließ eigentlich einen Kurzurlaub zu.
Ich fragte meine Frau, was sie von einem Kurztrip an die Ostsee halte. Ich sagte Kurztrip und meinte Surftrip. Diesen Dingen sehr offen gegenüberstehend, war Sie sofort dabei. Jetzt hieß es einen geeigneten
Urlaubsort zu finden, sagte ich zu meiner Frau und meinte eigentlich Surfspot. Kurzerhand nahm ich die „Surf“ hervor und blätterte darin. Da fiel mir eine Anzeige des „Surfcenter Wustrow“ ins Auge. Wustrow liegt
zwischen Rostock und Stralsund auf dem Darß, - also nicht zu weit weg. Schnell stöberte ich ein wenig auf der Website des Surfcenters, schickte eine Mail ab und erhielt auch prompt die Antwort. „Kein Problem – komme
einfach vorbei, aber komme am besten abends, dann sind die Tagesgäste weg und es ist wieder (Park)Platz vorhanden. MfG – Oli“ So eine schnelle und freundliche Reaktion findet man nicht überall und
somit war der passende Spot gefunden. Begeistert von meinem Entschluss, unterrichtete ich Lutz (Surf-Lutz) von meinem Vorhaben. Dieser erzählte auch gleich ein paar Schoten aus seinem Surferleben, vom Surfen
früher unterm Rügendamm und wie könnte es anders sein – natürlich kannte er Oli, einen der Chefs von Wustrow. Auch Lutz empfahl mir den Spot und gab mir schnell noch paar wertvolle Tipps. Wie zum Beispiel: „Bei
starkem, direkt auflandigem Wind – Vorsicht an den Buhnen, da kann schnell das eine oder andere Material zu Bruch gehen. Dann den Spot lieber den Locals überlassen und zuschauen oder den naheliegenden Bodden
aufsuchen.“
Das im Hinterkopf, beluden meine Frau und ich, am 5.August, das gemietete Wohnmobil und rollten der Ostsee entgegen. Unsere Fahrt wurde nur durch reichlich Tankstopps
unterbrochen. Unser Fiat verspürte einen üblen Durst nach Diesel und genehmigte sich 18 Liter auf 100. Ob das an dem permanenten Vollgas lag? Aber egal – nach ca. 7 Stunden sahen
wir das Windrad von Wustrow. Dieses ziert das Logo des Surfcenters, und so konnte es nicht mehr allzu weit sein. Gerade zu Ende gedacht, da ging
es auch schon links ab und wir standen auf dem Park- und Campingplatz des Surfcenters. Nebenbei begann es gerade dunkel zu werden und einige Typen in schwarzen Neos kamen
uns breit grinsend entgegen. Kein Wunder, seit Tagen wieder der erste fette Wind - und da spielt die Uhrzeit ja wohl keine Rolle. Also schnell rein in den „Onshore“ (das ist
Surfshop, Anmeldung, Auskunft....) dort die Standgebühr von 21.-DM/Tag fürs Womo auf den Tisch gelegt und fertig war das. Natürlich gleich noch mal nach dem Wind am nächsten Tag gefragt – logo. Der restliche Abend war dann ziemlich schnell vorbei, kurz mal über die Düne an den Strand – jetzt begann es ordentlich zu
regen – dann noch ´ne Platzrunde und rein ins Womo. Dort noch schnell ein Pils aus dem Kühlschrank und dann waren wir fertig für die erste Nacht. Der nächste Morgen begann damit, dass ich mir mein MTB
schnappte und erst mal zum Bäcker nach Wustrow kurbelte. Auf dem Rückweg bemerkte ich schon, dass das kurbeln gar nicht mehr so leicht gehen wollte
– fetter Gegenwind! Also schnell zum Frühstück, welches durch Verena vorbereitet, schon auf mich wartete, dann schnell das Surfzeug zusammengebaut und ab ging es auf die
Ostsee. Doch nach ca. 1,5 Stunden war das Gleiterlebnis vorbei, der Wind legte sich plötzlich schlafen und ich verbrachte den restlichen Tag, sehr zum Gefallen meiner Frau,
neben Ihr liegend in der Sonne. An diesem Tag kamen wir auch ins Gespräch mit 5 Berliner Surfern, die neben uns auf dem Platz standen. Diese empfahlen uns den Bodden in Born, als Alternative zur Ostsee.
Auch der zweite Tag hielt sich mit Wind zurück – mehr als eine 4 war nicht drin. Wir entschlossen uns den Tipp mit Born zu prüfen und ich muss sagen, Sie hatten recht! Auf
dem Bodden hatte ich jede Menge Spaß und neben mir noch eine Menge anderer. Der Bodden ist mit seinem riesigen Stehbereich ideal fürs
Manövertraining. Dabei ist er nicht verkrautet - allerdings etwas trüb. (aber irgend etwas ist ja immer) Meiner Frau hat es dort auch gefallen, denn da gab es noch andere ihrer Spezies - „Surferfrauen“.
Auch traf ich dort einige bekannte Gesichter vom Cospudener See, die Ihre Kites so richtig glühen ließen. (Meldet euch Mal!) Und da war er auch schon, der nächste Tag in Wustrow. Wind um 4-6 Bft und das Wasser
voller Surfer. Hauptsächlich die Locals aus der Gegend um Rostock füllten so langsam den Spot. Gegen 15.00 Uhr hatte ich mich ausgetobt und der Wind drehte noch einmal
richtig auf – und dazu AUFLANDIG! Als dann einer, mit einem komisch abgeknickten Mast von den Buhnen an den Strand kletterte, erinnerte ich mich
an die Worte von Lutz und überließ den Spot, mit der Kamera in der Hand, den Locals. Der nächste und letzte Tag begann früh schon mit einer 5-6 und wir entschlossen uns, gleich an den Bodden nach Born zu fahren.
Der Spot dort wird von ein paar Surfern betrieben, die in einem alten Bauwagen hausen und 6.-DM für ein Womo und 4.-DM für einen PKW verlangen. Dafür steht man aber auf Pole. Außerdem sind sie echt cool und
immer für einen Scherz zu haben. Also schnell aufgebaut und ab ging es – 6 Stunden Gleitrausch und Halsentraining. Einfach geil! Das extreme Flachwasser macht den Bodden
zu einer echten Speedpiste! Beim Übergang ins Tiefwasser, bauen sich coole Rampen auf, die für erste „Hüpfer“ allemal gut sind. Unsere Berliner Freunde trafen wir hier auch wieder – danke noch mal für den Tipp!
Aber wie jeder Urlaub geht besonders so ein Kurztrip auch besonders schnell vorbei und gegen 16:00 Uhr war das ganze
Surfzeug wieder im Womo verstaut und die Heimreise stand an. Wieder 7 Stunden bei Vollgas auf der Autobahn und dabei immer noch das breite Grinsen im Gesicht, wie es die Typen in
den schwarzen Neos hatten. Tschüß René |